Wendeklang – In This Place Called Techno

Die deutsche Dokumentation „Wendeklang„, oder bekannt auch unter dem Namen „Der Klang der Familie“ beziehungsweise „Party auf dem Todesstreifen – Soundtrack der Wende„, basiert auf einer literarischen Veröffentlichung aus dem Jahre 2012. Felix Denk und Sven von Thülen schrieben ein Buch über Techno in Berlin kurz nach dem Mauerfall. In der Zeit danach entstand eine neue Musikkultur. Eine perfekte Zusammenfassung über die Entstehung der Liebe zum Techno und die Gefühle die bis heute noch vorhanden sind. Die beiden Autoren stellen tolle Wochenende ihrer Jugend dar.

Der Klang der Familie: Berlin, Techno and the Fall of the Wall
Dauer: 58 Min.
Regie: Felix Denk, Robert Lambert, Sven von Thülen
Produzenten: Felix Denk, Sven von Thülen
Hauptdarsteller: Laurent Garnier, Tanith, Marc Redder
Nebendarsteller: Dimitri Hegemann, Johnnie Stieler
Sprachen: Deutsch

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Das Buch war so beliebt und lesenswert, dass das Team dazu eine verfilmte Dokumentation rausbrachte. Erstausstrahlung fand am 17.07.2014 statt.

Besetzung, Regie und Drehorte

Felix Denk und Sven von Thülen machten mit ihrem Buch die Geburtsstunde der Techno-Szene in Berlin greifbar. 1989, mit dem Mauerfall, drehte sich das Geschehen in Berlin. In der Stadt wimmelt es nur so von ostdeutschen und westdeutschen Jugendlichen. Anlässlich des 25. Geburtstages drehten das Team zusammen mit Arte eine Dokumentation, mit einer Länge von 52 Minuten Laufzeit, über die Thematik. Mitwirkende Produzenten waren Gunther Kreis und Rolf Lambert. Die Technotöne treffen mit beeindruckendem zeitgeschichtlichem Material aufeinander. Mit im Bild tauchen DJs auf, wie Laurent Garnier, Tanith oder Marc Redder oder einige Klubbetreiber, wie Dimitri Hegemann und Johnnie Stieler. Im Laufe der Zeit fanden weitere Ausstrahlungen auf anderen Sendern statt.

Handlung & Inhalt vom Film „Wendeklang – Der Klang der Familie“

1989 in Berlin: In der gesamten Stadt stehen nach dem Mauerfall Gebäude leer, Keller im Niemandsland des alten Todesstreifens oder Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese und andere Freiflächen werden nun von neuen Subkulturen genutzt. Meistens finden diese Feiern illegal statt. Wie ein Virus verbreitet sich der Trend. Ein Klub lässt fünf weitere entstehen und endet in einer Massenbewegung. Ost- und Westjugendliche tanzen zusammen in Berlin nach dem politischen Umbruch. Die alten Gegensätze zählen nicht mehr. Laurent Garnier und Dimitri Hegemann teilen ihre Erinnerungen in Interviews.

Techno wirkt vermehrt auf das Freiheitsgefühl, besonders damals in der Wendezeit. Die große Stadt lässt Gefühle aufleben und grenzenlose Möglichkeiten spüren. Die Macher haben den schnellen Rhythmus mit historischem Bildmaterial von Klubs, Partys und Interviews gemischt. Künstler und Partygänger wechseln sich ab mit bekannte Gesichtern von Laurent Garnier, Marc Redder, Tanith, Dimitri Hegemann und Johnnie Stieler. Durch diese Musikgeschichte schafft es Deutschland zusammenzuwachsen. Techno gilt als Soundtrack der Wende und als Antrieb für die erste bundesländerübergreifende Jugendbewegung. Zu Wort kommt auch Danielle de Piciotto, der Miterfinder der Love-Parade, die in Berlin über lange Jahre ein feststehender Event war. So erscheint die Sicht der Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln.

Der Anfang der Szene ist reiner Zufall. Erst ist es nur raue, neue Maschinenmusik. Doch dann fällt die Mauer, die Grenze zur Außenwelt. Viele DJs reisten aus dem Ausland an, nur um in Berlin zu feiern. Berlin ist das Epizentrum der neuen Kultur geworden. Die Stadt lockt Tausende in die Clubs, wie zum Beispiel in den Tresor oder das E-Werk. Mit Schweißbrillen und Gasmaske tanzen die Partywütenden zu neuen Presslufthammerklängen mit bekannten DJs aus Detroit durch die Nacht. In fast einer Stunde kommt kaum Text an die Ohren der Zuschauer, sondern pure Musikklänge. Es wird deutlich spürbar wie politische Geschichte mit Pop-Geschichte verschmolzen wurde. Illegale Partys lassen die Gegensätze schwinden.

Fazit & Kritiken zum Film „Wendeklang“

Die Dokumentation kann als Techno-Fibel dienen. „Wendeklang„, oder bekannt auch unter den Namen „Der Klang der Familie“ beziehungsweise „Wendeklang – In This Place Called Techno„, gibt Aufschluss über die Anfänge des Techno. Viele Zuschauer sahen in der Doku eine Zeitreise ins verrückte Berlin, kurz nach dem Mauerfall. In Einzelheiten bringen die zwei Regisseure den politischen Umbruch mit einer Entstehung einer neuen Kultur ins Fernsehen. Das Buch, welches als Grundlage der Verfilmung dient, kam gut an. Der einstündige Film bringt das Erzählte mit Bildern und Tönen zum Leben.

Die Interviews mit Zeitzeugen belebt die Geschichte. Historisches Filmmaterial sättigt die Augen. Die größte Stärke des Buches war eine breitgefächerte Ausleuchtung der Rave-Szene direkt nach der Wende. Im Film bleibt dieser Teil ein Stück außen vor und enttäuscht ein wenig. Dafür punktet die Doku mit der filmischen Machart und stellt das subversive Potenzial der Popkultur gezielt heraus. Das Bild wird vervollständigt durch Gedanken, Erinnerungen, Erzählungen und Einordnungen der damals Anwesenden, nicht nur alleine durch die Regisseure. So wird eine spezielle Meinung unterbunden.

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